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Mitgelaufen

Christoph Werner

Das Buch „Mitgelaufen“ ist nicht wie andere Bücher über das Leben in der DDR. Hier liegt nicht der Fokus auf Mangelwirtschaft, einer allmächtigen Partei und der Staatssicherheit. Der Autor ist auch kein Opfer des Regimes, dem schreckliches widerfahren ist. Er gehört zu der großen Masse derjenigen, die sich als Rädchen im Mechanismus der DDR-Diktatur gedreht haben. Christoph Werner bricht mit seinem Buch das Schweigen der Mitläufer. Er stellt sich seiner eigenen Vergangenheit und dem Wissen, dass er selbst durch seine Zurückhaltung oder auch lautstarke Zustimmung das alte System lange am Leben erhalten hat. Jahrzehnte nach dem Mauerfall eröffnet er damit vor allem der heranwachsenden Generation, welche die DDR nur noch vom Hörensagen kennt, einen ganz neuen Blickwinkel auf ihre Geschichte.

Ohne Anklage und ohne den Versuch der Rechtfertigung wagt er eine kritische Betrachtung aus dem eigenen Erleben und gewährt Einblicke in eine vergangene Zeit.
Möge der Leser nicht mit dem Zeigefinger auf ihn zeigen, sondern sich fragen, wie oft er heute selbst dem Mainstream folgt oder mutig zu sich selbst und seiner Meinung steht.

Friedrich Hoffmann

Herbert Kihm

Prolog

Gretchen:“Nachbarin! Euer Fläschchen!“ (Sie fällt in Ohnmacht.)

(Goethe, Faust, Kapitel 23)

Sucht man nach dem Inhalt jenes ominösen Fläschchens, so wird man meist auf ein Kampferfläschchen verwiesen, das die (korsettgeschnürten!) Damen bei sich getragen haben.

Könnte es sich aber nicht auch um ein Fläschchen mit „Hoffmannstropfen“ gehandelt haben?

Friedrich Hoffmann

(* 19. Februar 1660 in Halle (Saale);

12. November 1742 ebenda)

war ein deutscher Mediziner und Erfinder der Hoffmannstropfen.

Der Sohn des Arztes Friedrich Hoffman (1626–1675) und seiner Ehefrau Anna Maria Knorre (1628–1675) wurde zunächst von Privatlehrern unterrichtet und besuchte dann das Hallenser Gymnasium. Er zeigte schon früh ein ausgeprägtes Interesse an Medizin und Chemie (die Fächer, die sein Vater in Vorlesungen und Übungen lehrte und die bereits dem zwölfjährigen Friedrich bekannt waren).

Hoffman erwarb sich eine beträchtliche Reputation als Arzt und daher zählten hochgestellte Persönlichkeiten zu seinen Patienten. Im hohen Alter von 82 Jahren verstarb er an einer Brustkrankheit. Sein Grab befindet sich auf dem hallischen Stadtgottesacker.

Noch heute bekannt ist ein Hausmittel, das auf ihn zurück geht, eben jene “Hoffmannstropfen.“ Hoffmann vertrieb diese Haustropfen seit dem Jahr 1706 unter dem Namen „Liquor anodynus“ in Eigenregie.

Traditionell wird der Spiritus aethereus als Arzneimittel, beispielsweise bei Schwächezuständen, Ohnmachten, Neuralgien, krampfhaften Affektionen und starkem Erbrechen angewendet. Die typische Dosierung liegt bei 20 bis 40 Tropfen, die oral in einem Glas Wasser oder auf einem Zuckerwürfel eingenommen werden. Nach modernen Untersuchungen haben die Hoffmannstropfen eine gefäßerweiternde und leicht blutdrucksenkende Wirkung. Auch bei der Herstellung von Tinkturen und Essenzen finden sie Verwendung.

Seine geheim gehaltene Rezeptur war jedoch nicht Äther in Weingeist, sondern eine Lösung von schwefliger Säure beziehungsweise Schwefelsäure in Äthanol, die nur geringe Mengen Äther enthielt. Er produzierte sie in seinem Privatlabor durch Destillation von Schwefelsäure in Äthanol. Hoffmann erfand die Rezeptur Anfang des 18. Jahrhunderts und erhielt 1704 ein Privileg des Kurfürsten von Mainz zu Herstellung und Vertrieb dieses Arzneimittels. Angeregt wurde er zu der Zubereitung durch einen von seinem Vater herausgegebenen Kommentar zu Schroeders Pharmakopöe und Texte des Poterius, in denen ein Oleum Vitrioli dulce genannt wird, aber ohne Einzelheiten zu dessen Herstellung. (Wikipedia)

So wäre es doch durchaus denkbar, dass das gute Gretchen die Nachbarin um ein Fläschchen mit Hoffmannstropfen bat?

Parenthetisch dazu:

Radio Eriwan (auch Sender Jerewan oder Radio Jerewan) ist ein fiktiver Radiosender, der unter dem sozialistisch-kommunistischen Sowjetregime Zuhörerfragen beantwortet. Dies entspricht einer Kategorie politischer, teils auch unmoralischer Witze, die in den sozialistischen Ländern des 20. Jahrhunderts spielen. In der DDR kursierten diese Witze mit der typischen Einleitung „Anfrage an den Sender Jerewan: …?“, in der Bundesrepublik mit „Frage an Radio Eriwan: …?“ Die Antworten auf die Fragen beginnen zumeist mit „Im Prinzip ja, aber …

Nach Deutschland kamen die Radio-Jerewan-Witze nicht zuletzt durch die Zeitschrift Sputnik. Sputnik war ein Hochglanz-Magazin, ungefähr im Format DIN-A5, das ab 1967 von der russischen Presseagentur RIA Novosti europaweit auf Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Tschechisch und Ungarisch als Konkurrenzprodukt zu Reader’s Digest vertrieben wurde.

Ab 1985 wurden im Zuge der beginnenden Glasnost- und Perestroika-Politik des Generalsekretärs Michail Gorbatschow sowohl die generelle Berichterstattung im Sputnik als auch insbesondere die Radio-Jerewan-Witze offener und systemkritischer. Infolgedessen wurde die Zeitschrift am 19. November 1988 in der DDR verboten.(wikipedia)

Hier ein typischer Witz:

Frage an Radio Eriwan: „Kann man von Hoffmannstropfen Kinder bekommen?“

Antwort von Radio Eriwan: “Im Prinzip nein, es sei den die Tropfen sind von dem Genossen Hoffmann.“


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Bildquellen: Freiedrich Hoffmann, Geman physician (1660-1742), Antoine Pesne (1683-1757), public domain, via wikipedia commons

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