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Quatsch Didel Datsch

Kinderreime

von Norbert Neugebauer (Autor), Werner Kiepfer (Autor), Petra Lefin (Illustrator)

Kinder wollen unterhalten sein. Sie lieben Geschichten und Spaß, Rhythmus und Reim.
Das Spiel mit den Worten, die einen ähnlichen Klang aufweisen, fasziniert sie. Der Gleichklang und Rhythmus von Versen lassen sie die (Mutter-)Sprache spielerisch erfassen. Dadurch lassen sie sich schnell auswendig lernen, immer wieder nachsprechen und fördern so das Sprachvermögen. - Mit den liebevollen Zeichnungen von Petra Lefin bietet das Heft Unterhaltung für die ganze Familie.

Georg Friedrich Händel

Georg Friedrich Händel

Antje Genth-Wagner

Hallenser, Musikgenie, Genießer, Choleriker

Händels Geburtshaus in Halle
Händels Geburtshaus in Halle

Ach, wie gerne hätte man das doch gesehen: Händel wutschnaubend, hält seine vollbusige Starsopranistin Francesca Cuzzoni aus dem Fenster und schüttelt sie kräftig durch, weil sie ihm - rein gesanglich natürlich - nicht zu Willen war.
Ja, jähzornig soll er gewesen sein, ausgestattet mit einem aufbrausenden Charakter, der wahrscheinlich Blutwerte jenseits von Gut und Böse zur Folge hatte. Auch sein Fassungsvermögen für Speis und Trank scheint legendär gewesen zu sein: auf einer ziemlich gemeinen Karikatur sieht man Händel an der Orgel sitzen, die Spielbank ein Bierfass. Vor dem Pedal liegt eine gesottene Gans, von den Orgelpfeifen hängen leckere Schinken herunter und unter der gewaltigen Perücke sieht man statt des Gesichtes des Komponisten einen ... Schweinerüssel!!
Laut seiner Zeitgenossen soll Händel, wenn es um eine kleine Mahlzeit ging, immer für drei geordert haben und die Gerüchteküche munkelt, dass er eigentlich an den Folgen seines unstillbaren Appetits gestorben ist. Nun ja, wie dem auch sei, bevor wir uns über den Tod des großen Meister den Kopf zerbrechen, sollten wir uns doch lieber seinem Leben zuwenden.
Eigentlich könnte man auch schreiben „Georg Friedrich Händel - der Jetsetter des Barock", arbeitete er doch in Hamburg, Rom und London, schrieb einen „Hit" nach dem anderen und seine „Wassermusik" und das „Halleluja" aus dem Messias bimmeln als Klingeltöne auf der ganzen Welt. Kaum zu glauben, dass wir es hier mit einem „Promi" von vor über 200 Jahren zutun haben.
Ger gebürtige Georg Friedrich Händel (1685 - 1759) ist allgegenwärtig und führt heute wie damals die Hitparade der Klassik an. Pummelig und freundlich schaut er uns aus vielen Portraits entgegen, doch die gemütliche Behäbigkeit täuscht. Ein unruhigen Geist und eine starke Persönlichkeit verstecken sich hinter dem äußerlichen Erscheinungsbild. In einer Zeit, in der Künstler vom Wohl und Wehe ihrer Feudalherren oder Gönner abhingen, ein Johann Sebastian Bach in Weimar kurzerhand ins Gefängnis wanderte, weil er eine attraktivere Stelle in Köthen antreten wollte, hatte Händel nur eines im Sinn: So schnell wie möglich sich der Abhängigkeit entledigen. Nicht einmal das überaus verlockende Angebot von Preußens musikalischem „Soldatenkönig", selber ein hochtalentierter Flötist, dem jungen Händel eine Ausbildung in Italien zu finanzieren (natürlich mit dem Hintergedanken, ihn an sich zu binden), konnten ihn von seinem Freiheitsdrang abbringen. Seine sichere Stelle als Domorganist in Halle an der Saale gab er auf und ging nach Hamburg. Er tauschte nicht nur die Provinz gegen die Hansestadt ein, sondern verließ damit auch das vertraute Terrain der sakralen Musik. Zunächst als Geiger am Opernhaus am Gänsemarkt beschäftigt, wollte er sich nun auch an der weltlichen Musik versuchen. Händels Opernerstling „Almira", 1705 uraufgeführt, war mit 20 Wiederholungen ein voller Erfolg.
1706 zieht es ihn in die südliche Sonne nach Italien und kommt just in dem Augenblick in Rom an, als für einige Zeit die Aufführung von Opern verboten ist. Nicht die Allmacht der Kardinäle hatte dies verordnet, nein, die Stadt selber hatte alle Karnevalsaktivitäten (zu denen auch Opernaufführungen gehörten) zum Dank dafür ausgesetzt, dass Rom von einem Erdbeben verschont geblieben war, welches rundum gewütet hatte. So ganz aber auf musikalische Großereignisse verzichten wollte man nun aber auch nicht, weshalb der Papst höchstpersönlich anordnete, es sollten stattdessen in den Kirchen die schönsten Oratorien erklingen. Opulent und stimmgewaltig klangen sie, Händels Werke. Der Klerus war beeindruckt und der Grundstein für den Aufstieg zu Europas berühmtesten Komponisten seiner Zeit war gelegt.

Händels Wohnhaus in London
Händels Wohnhaus in London

Nach einer kurzen beruflichen Stippvisite in Hannover als kurfürstlicher Hofkapellmeister zog es ihn weiter nach England. Hier, im bürgerlichen London eröffnete sich ihm endlich die ersehnte Unabhängigkeit und die Chance auf ein weitgehend freibestimmtes Leben. Dass der Mensch Händel auf der Insel sein geistiges und künstlerisches Zuhause gefunden hatte, dafür spricht seine Einbürgerung 1727 und aus dem deutschen Musiker Georg Friedrich Händel wurde der Engländer Georg Frederic Handel.
Seine Musik begeisterte. Der gesamte englische Adel samt Königshaus lag ihm zu Füßen. Es dauerte nicht lange und der privilegierte Komponist aus Deutschland dominierte bald die gesamte Londoner Musikszene. Er komponierte Opern am laufenden Band, insgesamt 46 Stück. Dramatisch, emotionsgeladen mit klangvoller Wucht, so ganz anders als der englische Stil - das Londoner Publikum war hingerissen. Treffend fasste die amerikanische Krimiautorin und Händel-Fan Donna Leon die „Exzesse" seiner musikalischen Dramen zusammen: „Sex, und Macht, Eifersucht und Wut, Verzweiflung, Verwünschung und Tod".
Doch die Berühmtheit forderte ihren Tribut: Zerrieben zwischen seinem Anspruch und den Erwartungen des Publikums suchte er immer öfter dem Druck zu entfliehen, Alkohol und übermäßiges Essen gehörten alsbald zu seinen ständigen Begleitern.
1719 bekam Händel den Auftrag, ein königliches Opernhaus, die Royal Academy of Music, zu gründen. Hoch motiviert stellte er eine Sängertruppe zusammen - nun war Händel nicht nur Musiker sondern auch Opernunternehmer. Trotz anfänglich rauschender Erfolge war ihm das Glück nicht lange hold: das nun überwiegend bürgerliche Publikum war der italienischen Oper à la Händel überdrüssig und wandte sich politisch-satirischen Stoffen zu, wie etwa John Gays „Bettleroper". Mit einer Geschichte von Dieben und Dirnen landete Gay 1728 einen riesen Erfolg und lief Händel den Rang ab. Doch damit nicht genug. Mit der Gesellschaft „Opera of Nobility" bekam Händel einen ernst zunehmenden Konkurrenten, der ihm das gesamte Sängerensemble abwarb und obendrein noch den berühmten Kastraten Farinelli engagierte. Das Publikum war gespalten, Gönner und Mäzene positionierten sich. Es war nur noch eine Frage der Zeit - das Unternehmen stand vor dem Aus und Händel vor dem Bankrott. Der Schlaganfall ließ nicht lange auf sich warten und lähmte ihn, erst 52 jährig, für Monate.
Kaum wieder auf den Beinen widmete sich Händel dem musikalischen Feld seiner früheren Jahre. Von der Oper hatte er sich verabschiedet und wandte sich nun wieder den Oratorien zu. Hier gab es weitaus weniger Konkurrenz für ihn. Wie in der Oper ließ Händel die Sänger vor dem Orchester aufstellen und auf Englisch singen und knüpfte alsbald an frühere Erfolge an. Für seinen eigentlichen Publikumsrenner brauchte er nur 3 Wochen - der „Messias", in Dublin uraufgeführt und im März 1743 dem Londoner Publikum vorgestellt, stellte alles Dagewesene in den Schatten. Und der Erfolg zahlte sich auch noch auf eine andere Weise aus: Wohlwissend über die Werbewirksamkeit seines Namens wurde er ehrenamtlicher Co - Direktor einer Organisation, die einmal jährlich den „Messias" aufführte und die Einnahmen dann an Armenhäuser und Schuldgefangene spendete. So bekamen die reichen Londoner ihren Ohrenschmaus und die Benachteiligten etwas zwischen die Zähne.
Händel war ein Arbeitstier, doch bald konnte er die Tatsache nicht verdrängen, dass er ähnlich wie sein deutscher Musikerkollege Bach langsam erblindete. Angeblich (und skurrilerweise) begab er sich in die gleichen Kurpfuscher- Hände wie dieser. Nach vielen schmerzhaften, aber erfolglosen Augenoperationen war er ab Mai 1752 total erblindet, was ihn jedoch nicht daran hinderte weiterhin bei den Aufführungen seiner Oratorien zu spielen.
Als er am 14. April in seiner Londoner Wohnung verstarb und in der Westminster Abbey beigesetzt wurde, betrauerten gleich zwei Nationen einen ihrer größten Komponisten.

Florian Russi schreibt über den großen Komponisten 1): 

1719 erhielt Georg Friedrich Händel (1685-1759) den Auftrag, in London ein königliches Opernhaus zu gründen. Für dieses Haus schrieb der in Halle geborene Komponist und Kapellmeister 14 Opern, die ihn in ganz Europa berühmt machten. Händel zählt bis heute zu den bedeutendsten Komponisten der Welt. Er schrieb 32 Oratorien, 40 Opern, 110 Kantaten, Kirchenmusiken, Sonaten, Fugen u. a.
Sein „Messias", die „Wasser-„ und „Feuerwerksmusik" sowie das Largo in der Ouvertüre zur Oper „Xerxes" zählen zum Kulturgut fast aller Musikinteressierten. Das „Halleluja" aus dem Oratorium „Messias" gehört zu den weltweit am häufigsten aufgeführten Musikstücken.

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1) Florian Russi: Worauf wir stolz sein können. 2. Auflage, Bertuch-Verlag Weimar, 2006

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