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Das verlassene Krankenhaus bei Tschernobyl

Nic

Heft, 28 Seiten, 2020 - ab 23 Nov. erhältlich

Die Stadt Prypjat liegt nur 3 Kilometer von Tschernobyl entfernt. Im hiesigen Krankenhaus wurden unmittelbar nach der Explosion des Atomreaktors die ersten stark verstrahlten Opfer behandelt. Viele von Ihnen sind an der massiven Strahlenbelastung gestorben.

Am 27. April 1986, einen Tag nach der Nuklearkatastrophe, wurde die Prypjat evakuiert. Seither ist die Stadt, wie auch das hier gezeigte Krankenhaus verwaist. 30 Jahre Leerstand hinterlassen Ihre Spuren. Nic führt uns auf einem Rundgang durch verlassene Gänge vorbei an verfallenen OP-Sälen und Behandlungszimmern.

Für alle Fans von Lost Places.

Ab 4 Heften versenden wir versandkostenfrei.

Geschichte der Straßenbahn in Halle an der Saale

Geschichte der Straßenbahn in Halle an der Saale

Ute Rosner

Halle an der Saale – größte Stadt Sachsen-Anhalts, bekannt durch zahlreiche kulturelle und wissenschaftliche Einrichtungen wie die Franckeschen Stiftungen, die Leopoldina oder die Kunsthochschule Burg Giebichenstein – feierte 2016 ein wichtiges Jubiläum. 125 Jahren beförderte Halles Straßenbahn ihre Passagiere bis dahin schon über ein elektrifiziertes Streckennetz zuverlässig von einem zum anderen Ende der Stadt. Gut – eine elektrifizierte Straßenbahn gab es schon vorher, 1881 in Berlin, aber dies nur auf einer Strecke. Ein ganzes Streckennetz konnte zehn Jahre später nur Halle an der Saale vorweisen und ist damit die erste Stadt mit einem elektrifizierten Straßenbahnnetz in Europa. Bis dahin bedurfte es allerdings einiger Anstrengungen ...

Wie auch in anderen Städten hatte der öffentliche Nahverkehr in Halle an der Saale seine Anfänge nicht auf Rädern, sondern auf Pferdebeinen. Durch Stadtentwicklung und Industrialisierung erweiterte Halle seine Stadtgrenzen stetig nach außen, was es notwendig machte, auch den innerstädtischen Verkehr auszubauen. Ein Pferdeomnibus verkehrte zu damaliger Zeit zwar schon zwischen Marktplatz und Giebichenstein, aber dieser konnte den wachsenden Bedarf an Fahrplätzen nicht abdecken. So fasste 1881 die Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, eine Pferdebahn zu errichten. Bereits 1882 waren die erforderlichen Gleisarbeiten abgeschlossen, und am 15. Oktober 1882 wurde die neue Pferdestraßenbahn als „Hallesche Straßenbahn“ feierlich eröffnet. Zwölf einspännige Pferdewagen standen von da an bereit, um ihre Fahrgäste auf zwei verschiedenen Wegen vom Bahnhof über den Leipziger Platz (heute Riebeckplatz) und Leipziger Turm, dann Markt bzw. Alte Promenade (heute Universitätsring) zur Saalschlossbrauerei zu bringen.

Die Straßenbahn um 1900 in Halle
Die Straßenbahn um 1900 in Halle

1,43 Millionen Fahrgäste beförderte die Rote Bahn – so nannte sich die Pferdebahn aufgrund der Farbe ihrer Wagen – allein im Jahr 1883. Nachdem ab 1889 als zweite Pferdebahngesellschaft die Stadtbahn Halle – von den Hallensern wegen der Farbe ihrer Fahrzeuge die Grüne Bahn genannt – hinzukommt, existierten nun zwei konkurrierende Pferdebahnen in der Stadt. Keine einfache Situation, vor allem, nachdem die Grüne Bahn ab 1891 die Fahrt auf elektrifiziertem Streckennetz aufgenommen hatte. Bereits 1890 kam es zum Vertragsabschluss zwischen AEG, Eigentümer der Stadtbahn, und der Stadt Halle über die Elektrifizierung der Strecken der Stadtbahn, welcher bis 1891 umgesetzt wurde und damit Halle zur ersten Stadt in Europa mit einem modernen, elektrischen Straßenbahnnetz machte. Die Rote Bahn musste nun nachziehen, wollte sie den Kampf um die Passagierzahlen nicht verlieren. Doch erst nach mehrjährigen Bemühungen gelang es hier, die Elektrifizierung durchzusetzen – gegen den Widerstand der Leitung des physikalischen Instituts der Universität Halle, die befürchtete, der von den Schienen ausgehende Rückstrom könnte negativen Einfluss auf die hochsensiblen Instrumente und damit Experimente des Instituts haben. Nichtsdestotrotz, ab Mitte 1899 konnten endlich alle Straßenbahnen in Halle elektrisch betrieben werden.

Die Konkurrenzsituation der beiden Bahnen endete, als sie sich 1918 zur Städtischen Straßenbahn Halle vereinigten – einhergehend mit einem Ausbau und Neugestaltung des Liniennetzes in den folgenden Jahren, aber auch mit dem Einsatz neuer Trieb- und Beiwagen. Die Linie 3, vom Rannischen Platz bis zur Blindenanstalt, wurde der erste Streckenneubau nach dem Ersten Weltkrieg.

Illus Neue Brücke in Halle/Saale
Illus Neue Brücke in Halle/Saale

Aber dann kam die Zeit der Inflation, eine Phase extremer Geldentwertung und Preissteigerungen in Deutschland, die bis ca.1923 andauerte und drastische Auswirkungen auf das öffentliche Leben und deutsche Haushalte hatte. Für die Städtische Straßenbahn Halle bedeutete dies konkret: Preiserhöhungen, Linienverkürzungen, ja sogar Linieneinstellungen. Der Fahrpreis steigerte sich in dieser Zeit für eine Fahrt von 20 Pfennig über 1500 Mark auf 150 Mrd. Mark, bis er sich Ende 1923 wieder auf 15 Reichspfennig einstellte.

Nach überstandener Krise waren ab 1925 auch wieder Verlängerungen und Neueröffnungen von Linien, z.B. der Heidelinie, möglich, neue Fahrzeuge und Wagen wurden angeschafft. Bis 1928 wuchs die Streckenlänge auf fast 42 km an, über 38 Millionen Menschen nutzten die Bahn in Halle in diesem Jahr.

Auf die bewegten 20er und 30er Jahre folgte der Ausbruch des Zweiten Weltkriegs und eine Zeit der Veränderungen auch für die Hallesche Straßenbahn bzw. die Werke der Stadt Halle AG (WEHAG), Abteilung Straßenbahn, wie die Bahn ab 1929 geführt wurde. Streckenstilllegungen, Einschränkungen der Linienführung, Einstellung weiblichen Personals, um die durch den Kriegsdienst hervorgerufene Personalknappheit zu überbrücken – all dies die unvermeidbaren Folgen des Krieges. Nicht nur in den Fabriken, auch für den Fahrdienst der Straßenbahn nahmen in diesen Kriegsjahren die Frauen die Plätze der Männer ein. Jedoch auch eine „Errungenschaft“ der Kriegsjahre: die Einführung eines Einheitstarifs für die Fahrkarte, 15 Pfennige pro Fahrt ab Oktober 1944 – und diese hielt sich mehr als 45 Jahre, bis 1990.

Straßenbahntraditionswagen auf dem Altmarkt
Straßenbahntraditionswagen auf dem Altmarkt

Nachdem es 1945 zur einer kurzzeitigen Einstellung des gesamten Bahnbetriebes kam, konnte das Streckennetz nach und nach wieder aufgebaut und ab 1946 bis auf 1939 stillgelegte Teilstrecken in voller Länge wieder befahren werden. 107 Millionen Fahrgäste beförderte die Straßenbahn in Halle in diesem Jahr.

Ab 1948 begann in der damaligen sowjetischen Besatzungszone die Umwandlung vieler Unternehmen in volkseigene Betriebe. Im Oktober 1952 wurde auch die Straßenbahn in Halle zu einem solchen, zum VEB Straßen- und Überlandbahn Halle. Ab 1957 trug sie den Namen VE Verkehrsbetriebe Halle, und von da an wurde auch der Fuhrpark der Bahn kontinuierlich modernisiert. 1969 begann dann ein, man könnte schon fast sagen, neuer Abschnitt im Ausbau der Straßenbahn: Ein neuer Fahrzeugtyp aus Prag, nach amerikanischem Vorbild gebaut, eroberte das hallesche Straßenbahnnetz, die sogenannten Tatra-Bahnen. Über 40 Jahre sollten sie das Straßenbahnbild in Halle mit bestimmen, wenn auch ab den 1990er Jahren in modernisierter Form. Wer in der DDR in den 1970er und 1980er Jahren aufwuchs, wird sich noch gut an den T3 und T4 mit seinen Falttüren und Schalensitzen erinnern.

In den 1990er Jahren – mit der Wende – veränderte sich das Bild auf Halles Straßen, wie nicht anders zu erwarten, erneut. Die Niederflurwagen hielten nun Einzug. Wer mit Kinderwagen oder Fahrrad unterwegs war und die Bahn benutzen wollte, zeigte sich dankbar, denn in den Bahnen des Typs MGT6D war das Einsteigen nun viel bequemer.

Einher gingen die 1990er Jahre außerdem mit merklichen wirtschaftlichen Veränderungen für die Straßenbahn. Sie wurde zur Halleschen Verkehrs-Aktiengesellschaft und führte ein neues Tarifsystem für die Fahrgäste ein. Der seit 1944 gültige 15 Pfennig-Fahrschein wurde nun endgültig abgelöst.

1990 vereinte man Halle-Neustadt mit der Stadt Halle, 1998 startete der Neubau einer Straßenbahnstrecke nach Neustadt, die den neuen Stadtteil mit Halle auf diesem Weg verbinden und das Netz deutlich erweitern sollte. Bereits im August 2000 wurde die zweite Teilstrecke eröffnet.

Weitere Um- und Neubauten des Netzes, einhergehend beispielsweise mit der Umgestaltung des Marktplatzes in 2004, Fahrgastinformationstafeln, neue Wagentypen wie der MGT-K sind die Neuerungen der folgenden Jahre, die das Bild der Straßenbahn in Halle so gestalteten, wie wir es heute kennen: modern, bequem, schnell und – elektrifiziert, seit mehr als 125 Jahren.

Eine lange Geschichte. Wer sie genauer studieren möchte, werfe einen Blick in das Historische Straßenbahndepot in der Seebener Straße mit seiner ausführlichen Dokumentation.






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Quellen:

http://www.strassenbahn-halle.de/info/geschichte/halle.php

http://www.hallesche-strassenbahnfreunde.de/bahn/geschichte/hal

Bildquellen:

Vorschaubild, Strassenbahn Halle Tw 644 Urheber: Christian Bier via Wikimedia Commons (CC BY-SA 3.0)

Marktplatz von Halle um 1900, Urheber unbekannt, gemeinfrei

Halle/Saale, Straßenbahn überquert Brücke

Illus Neue Brücke in Halle/Saale Die wieder hergestellte Giebichsteins-Saalebrücke in Halle/Saale wurde am 1. Mai dem Verkehr übergeben. U.B.z.: der erste geschmückte Straßenbahnwagen überquert die Brücke. 14.5.48 [Herausgabedatum] Bundesarchiv, Bild 183-R70688 / CC-BY-SA 3.0

Zentralbild Schaar 27.7.70-kat-Halle: Straßenbahntraditionswagen auf dem Altmarkt- Große Freude bereitet vielen Hallensern und den Gästen der Saalstadt ein Straßenbahntraditionswagen, der orginal von Lehrlingen der VE Verkehrsbetrieben Halle nachgebaut wurde. Bisher wurden über 10000 Fahrgäste mit ihm befördert. Bundesarchiv, Bild 183-J0727-0012-001 / Helmut Schaar / CC-BY-SA 3.0

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